Unitárius Katé

Bekenntnis der Unitarischen Kirche

"Gott ist einer" - Wahlspruch der Unitarischen Kirche Budapest Derzsi Elekes Andor

Von den Unitariern – aufgrund ihres Minderheitenstatus und der steten Notwendigkeit sich zu verteidigen – war in der dogmatischen Welt meist nur bekannt, was sie nicht glaubten. Die folgenden Ideen werden von den Unitariern Glaubensgrundsätze genannt.

Grundsätze

Gott ist Einer, Geist, Schöpfer und Erhalter der Welt. Die Unitarier übernahmen zu jeder Zeit das Weltbild der Wissenschaft, glaubten aber zusätzlich, dass ein Geist mit Bewusstsein hinter allem evolutionären Geschehen steht. Sie glauben an Gott als eine persönliche und geistige
Kraft, welche für seine Schöpfung sorgt durch seine Vorsehung, die sich in der Natur und der Geschichte manifestiert, sowohl auf der persönlichen, wie auf universeller Ebene. Beim Gemeindegebet kannst du oftmals Joh 4,24 hören: «„Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.“ Darum meine Brüder, lasst uns nun alle auf die Stimme des Geistes hören und einen Moment in vollkommener Stille beten.»

Der Mensch ist Gottes edelstes Geschöpf, mit der Begabung von Vernunft, Bewusstsein und Gewissen. Gott gab dem Menschen die Möglichkeit Gutes zu tun und freien Willen. Aufgrund der Vernunft und des Gewissens kann der Mensch zwischen moralisch gut und schlecht unter- scheiden. Weiter ist er fähig frei zu wählen. Wählt er das Gute, handelt er nach Gottes Willen und zu seinem eigenen Wohl. Aber aufgrund des freien Willens, kann er auch gegenteilig handeln, durch Schwäche, Unvollkommenheit, Unkenntnis. Freier Wille bedeutet moralische Unabhängigkeit, die Möglichkeit des Lernens und des spirituellen Wachstums und zusätzlich das Glück und die Gewissheit aus sich selbst heraus dabei die persönliche Erlösung zu erlangen. Unterstützt wird der Mensch bei seinen Bemühungen durch die Vorsehung und den Heiligen Geist, welcher die geistige Kraft Gottes ist. Die Aufgabe der Menschheit ist die Errichtung des Reiches Gottes auf Erden, das heisst die Vervollkommnung der guten menschlichen Begabungen auf der persönlichen und gesellschaftlichen Ebene. Die wertvollsten Begabungen sind: Glaube (engl. faith =Vertrauen), freier Wille, Gewissen und Liebe. Alle Menschen sind Kinder Gottes, also Brüder und Schwestern. Jesus war Gottes bestes Kind, da er sein Leben vollkommen nach Gottes Willen lebte.

Jesus war ein Mensch, jüdischer Religionslehrer, Prophet. Die Unitarier betrachten ihn als Beispiel, dem zu folgen ist, als Meister religiösen und moralischen Lebens in Lehre und Tat. An seiner Lehre kannst du erkennen welcher Art das Reich Gottes sein sollte. Der wichtigste Teil seiner Lehre ist das „Doppelgebot der Liebe“: „Liebe Gott und deinen Nächsten wie dich selbst“.

Die Bibel ist eine Sammlung von durch Menschen geschriebener Schriften, welche Lehren jüdischer und christlicher Lehrer, historische Berichte und Literatur enthält. Diese Werke wurden durch Gott inspiriert; aber wir dürfen nicht vergessen, dass diese Inspirationen von solchen festgehalten wurden, welche vor langer, langer Zeit in einer bestimmten Epoche an einem bestimmten Ort lebten. Darum hat jede Schrift Zeichen einer kultureller Tendenz aus seiner Epoche mit ihrem charakteristischen Weltbild und enthält sowohl wertvolle Erkenntnisse wie aber auch Fehler. Darum akzeptiert die unitarische Theologie die Resultate der wissenschaftlichen Bibelkritik und folgt dieser, indem moralische Aspekte im Leben und der Philosophie übernommen werden. Der wertvollste Teil der Bibel ist das Neue Testament, genauer die vier Evangelien, worin du
von Jesu Leben und Lehren lernen kannst.

Ziel des Lebens ist, die Erlösung zu erlangen. Dieser physische und spirituelle Zustand des Geistes und Belohnung für gute Führung sind nicht immer an das irdische Leben gebunden. Die Unitarier glauben an ein ewiges Leben, hinter diesem irdischen, wo die unsterbliche Seele den Lohn entsprechend der Lebensführung erhalten wird. Die Unitarische Philosophie ist eine der Praxis (Glaube und Tat sind gleichwertig), eine irdische Religion, was bedeutet, dass anders als in den obigen Grundsätze, dieser letzte nur wage formuliert ist, der Glaube darin uns aber genügend Sicherheit gibt.

Christliche Feiertage (gewöhnlich während dreier Tage) haben gemäss unserer Grundsätze folgende Bedeutung:

  • Weihnachten ist die Erinnerung an Jesu Geburt.
  • Ostern ist die Bekundung des Glaubens an die unsterbliche Seele.
  • Pfingsten ist die Feier des Sieges von Jesu Ideen im Bekenntnis Jünger.
  • Erntedank: Dank für die Feldfrüchte

Zeremonien:

  • Taufe („im Namen des einen, wahren Gottes, zur Nachfolge Jesu“)
  • Konfirmation (üblicherweise an einem der obgenannten Feiertagen abgehalten, nach einem Jahr Unterricht mit dem Katechismus)
  • Hochzeit
  • Begräbnis
  • Abendmahl (an jedem der oben erwähnten Feiertage am ersten und zweiten Tag). Seine Bedeutung: Erinnerung an Jesus und Bekräftigung der Absicht, zur Gemeinschaft seiner Nachfolger zu gehören.

Ferencz József: «Kleiner Unitarier-Spiegel»

Die Unitarische Kirche in der Habsburger Doppelmonarchie wurde, nach fast dreihundertjähriger Verfolgung und Unterdrückung durch die Gegenreformation, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zusammen mit den Evangelischen , den Reformierten und den Griechisch-orthodoxen als öffentlich-rechtliche Glaubensgemeinschaft anerkannt, diese erhielten somit gleiche Rechte wie die Römisch-katholische und Griechisch-unierte Kirche. Um das Wesen der Unitarischen Kirche nun einem breiteren Publikum bekannt zu machen, verfasste 1868 Ferencz József, der spätere Bischof der Unitarier, den „Kleinen Unitarier-Spiegel“ mit den Kapiteln Geschichte – Dogmata – Kirchenverfassung und Zeremonien. 1879 wurde das Büchlein von Robert Léhmann in die deutsche Sprache übersetzt und in Wien herausgegeben.

Es folgt die Transkription des Kapitels „Dogmatik“ – einem eigentlichen Widersinn, da der Unitarismus eben nicht dogmatisch ist – aus Léhmanns Übersetzung, orthographisch teilweise der heutigen Schreibweise angepasst.

Dogmatik.

Der Hauptunterschied zwischen der unitarischen und den übrigen Formen der christlichen Religion besteht darin, dass sie die heilige Dreifaltigkeit – wie diese in den Symbolen [Glaubensbekenntnissen] des 3. und 4. Jahrhunderts ausgedrückt wurde – und später selbst von Luther und Calvin ungeschoren aufrecht erhalten worden ist – verneint und Gott nicht bloss Einheit im Wesen – sondern auch in der Person zuschreibt. – Diesem gemäss erkennt die Unitarier-Kirche weder Christum – noch den Heiligen Geist Gott ähnlich; - noch weniger hält sie diese Drei für Einen.

Daher rührt auch der Name Unitarier, vom lateinischen Worte unus = einer – und bildet einigermassen das Gegenstück der aus dem Worte „trinitas“ = Dreiheit herstammenden Benennung Trinitarier. Die Unitarier leugnen auch die von den übrigen Glaubens- gemeinschaften anerkannte und gelehrte Erbsünde – die durch den Tod Christi bewirkte Sühne unserer Sünden – und die geheimnisvolle Wirkung der Sakramente, als besonderer Gnadenmittel Gottes.

Die Unitarier nehmen aus der heiligen Schrift – obschon sie dieselbe in hohen Ehren halten und für ein historisches Dokument der christlichen Kirche ansehen – nur dasjenige an, was sie mit dem Leben und dem Geiste der Reden Jesu und gleichzeitig mit dem gesunden Menschenverstand und auch mit dem Gewissen vereinbar finden. Der Umstand, dass das Glaubenssystem der Unitarier auf solche Prinzipien gegründet war, brachte es mit sich, dass gegen diese schon am Anfang insbesondere zwei Beschuldigungen erhoben wurden. Die erste ist: „dass die unitarische Religion eben dadurch, dass sie den gesunden Menschenverstand selbst hinsichtlich der heiligen Schrift zum Untersuchungsrichter einsetzt, wider die Wahrheit der Offenbarung Zweifel erweckt“. Die andere Beschuldigung ist: „dass der ganze Unitarismus eigentlich nichts anderes als schroffes Leugnen (Negieren) sei – und könne somit auf die Vorteile der positiven Religionen keinen Anspruch haben.“

Was nun die erste Beschuldigung anbelangt, nämlich – dass die Unitarier selbst bei Prüfung der heiligen Schrift auf den gesunden Menschenverstand sich stützen“ – erachten wir es keineswegs als eine Verringerung der unitarischen Religion. – Im Gegenteil – wir sind der festen Überzeugung, dass die Wahrheiten der Offenbarung nur bei dem Lichte der gesunden Vernunft erkannt werden können. – Wir wissen es wohl, dass wo der Glaube beginnt, dort nimmt die Grenze des Wissens ihr Ende. – Wir halten es aber keineswegs für unrichtig, auch des Glaubens Gegenstände der Kritik der gesunden Vernunft zu unterziehen; aus welchen Gründen könnten wir sonst beurteilen was wir glauben – und was wir nicht glauben sollen?! Bezweifeln wir das Recht der gesunden Vernunft, so ist in der Religion jeder Aberglaube berechtigt – und der Glaube an ein Exorzieren, an ein reinigendes Feuer, an die Heiligen darf in irgendwelchen Glaubenssysteme ebenso Platz greifen, wie der Gaube an Gott. – Kurz, wir legen dem gesunden Verstande eben deswegen grosse Wichtigkeit bei, weil wir ohne denselben auf Schritt und Tritt unzähligen Irrtümern ausgesetzt wären. – Indes weiset uns ja die heilige Schrift selbst dahin, indem sie sagt: „Prüfet alles und was gut ist, das behaltet.“ [1Th 5,21]

Bezüglich der zweiten Beschuldigung – als ob nämlich die unitarische Religion bloss ein scharfes Leugnen wäre – und somit auf die Vorteile der positiven Religionen keinen Anspruch haben könne, – erlauben wir uns hier die Grunddogmen der unitarischen Religion in tunlichst bündiger Fassung folgen zu lassen:

1 [Gott]

Jede Religion gründet in dem Glauben an Gottes Dasein. – Die Unitarier glauben auch, dass Gott der Ewige und seines Wesens, sowie auch seiner Person nach einzige, alleine da ist. – Er ist die vollkommenste Seele, der Urgrund, der Urheber und der Herr des Alls, das Er erschaffen hat, Er aufrecht erhält und Er gemäss seiner weisesten Zwecke regiert. – Dieser Gott ist nicht ein ausser der Welt, sondern ein in derselben lebendes Wesen. Wie der Apostel sagt: „Wir leben, wir bewegen und wir sind in Ihm Alle.“ [z.B. Röm. 14,7f] – Sein Geist durchdringt und belebt alles. – Er ist der liebende, der fürsorgliche Vater der Menschheit; wir alle sind seine ebenbürtigen, gleichen Kinder und somit unter einander Geschwister. – Einzig und allein dieser Gott kann der menschlichen Seele Anbetungsgegenstand sein; einzig und allein auf Ihn, als den Born der Gerechtigkeit, der Liebe, der Güte und der Heiligkeit, den gerade diese Eigenschaft – menschlich gesprochen sein moralischer Charakter – zum Anzubetenden macht, vermögen wir unser Vertrauen zu setzen.

2 [Jesus]

Gott vollführt seine Zwecke, insbesondere den der Vervollkommnung der Menschheit, durch eigens zu dem Behufe auserkorene Mittel. – Ein solches hervorragendes Mittel Gottes war in seiner Kundgebung und in der Offenbarung seines Willens – den Unitariern nach – Jesus der Herr, der Mensch von Nazareth. – Unter allen Propheten der Grösste, jener Christus oder Messias, Gottes heiliger Sohn, der vorzüglichste Eckstein unseres geistigen Tempels, der vermöge der Reinlichkeit seines Charakters, seiner himmlischen Lehren, seines Allgemeinseins, seines edlen Beispiels, seines glorreichen Todes und seiner triumphvollen Auferstehung über allen vor- und nach ihm gelebten Menschen steht. Er ist das Musterbild der Menschheit, so zu sagen, vollkommener Mensch, vermöge des heiligen Geistes, jener göttlichen Kraft, die ihm – den Schriften nach – übermässig gegeben war.

Dieser Jesus der Herr ist in Sachen der Seligkeit der grösste Wohltäter der Menschheit. – Seine Lehren, sein Beispiel, sein Leben, sein Tod und seine Auferstehung dienen uns Allen zur Fackel, zum Wegweiser und zur Ermutigung. – Ihm folgend vermögen wir gut, gerecht, gemeinnützlich, opferwillig, mit einem Worte Gott und Menschen beliebt und gefällig zu werden; und hierin besteht gerade die grösste Achtung, mit der wir ihm zu
zollen verpflichtet sind.

3 [Der Heilige Geist]

In der heiligen Schrift wird oft des heiligen Geistes Erwähnung gemacht. – Auch die Unitarier glauben an de heiligen Geist, als jene göttliche Kraft, welche in grossen und frommen Menschen, insbesondere aber in Jesum, dem Herrn, sich offenbaret hat, und auch in uns sich offenbaret; denn derselbe führet ja auch uns zu aller Wahrheit, durch dessen Wirkungsmacht werden wir zum frommen und gottgefälligen Leben neu geboren. – Nötig ist es aber, dass auch wir die Wahrheit – so wir dieselbe finden wollen – unausgesetzt suchen sollen; - denn der heilige Geist ist nicht eine von aussen wirkende Kraft, welche uns – gleich einfach leblosen Maschinen – in Bewegung bringen und fortbewegen soll; - er ist der in uns wirkende heilige Funke, welcher von unserem eignen Bestreben und Willen auflodert und zur himmlischen Flamme sich entfaltet, bei deren Lichte wir dem glorreichen Ziele unserer Bestimmung sicher entgegen schreiten können.

4 [Der Mensch]

Gottes edelstes Geschöpf auf Erden – der Mensch – in sich selbst eine kleine Welt, deren Leben – wie das des Alls – in den bewunderungswürdigsten Gesetzten gründet. – Der Mensch wird – den Unitariern nach – in voller Unschuld, jedoch mit einer zum Guten so wie auch zum Bösen gleich empfänglicher Natur geboren. – Er hat freien Willen, mittelst dessen er selbst sich den Kranz der Tugend so wie auch das dunkle Trauergewand der Sünde verschafft. – Will er selig werden, so muss er selbst mit guten Taten geschmückt sein – und hat er gesündigt, so muss er selbst dafür die Strafe erleiden und ertragen. In beiden Fällen vertrauensvoll sich Gott ergebend, der einerseits zum Guten seine Hilfe verleihet, anderseits aber auch dem Sünder verzeihet, so dieser seine Sünde wahrhaft bereuet und den guten Wegen sich zuwendet. – Und vertrauensvoll auf Christum blickend, der zum Guten und zum Freiwerden von der Sünde uns allen Beispiel hinterlassen hat, in dessen Beibehalten und Befolgen unser Christensein besteht.

5 [Die Kirche]

Der Mensch ist ein gesellschaftliches Wesen und tritt – sofern sein Ziel mit jenem seiner Nebenmenschen gemeiniglich ist – mit diesen gerne in Verbindung. – Die Unitarier halten die christliche Kirche für eine solche Seelenverbindung, welche den Grundstein des durch Jesum, den Herrn, verkündeten Gottesreiches bildet. – Das Haupt dieser Kirche, welche ein- und gemeinsam dasteht, ist Jesus der Herr, dessen gleiche Diener alle Jene sind, die in der Christen Versammlungen sein Evangelium verkünden und die nur rücksichtlich ihres Berufes von den Anderen unterschieden sind; - denn – streng genommen – ist Jedermann gehalten sein eigener geistlicher Seelsorger zu sein.

Das Gesetzbuch der christlichen Kirche – als einer zu moralischen und Seelenzwecken gebildeten Gesellschaft – ist das Evangelium und die heilige Schrift überhaupt; - diese ist ein aus den edelsten Motiven – sohin aus göttlicher Inspiration, jedoch von Menschen geschriebenes Buch; - da das Seelenheil nicht in dessen Buchstaben, sondern in dessen Geiste nur aufgefunden werden kann.

Die Menschen können – wie betreffs jeder anderen Sache, so auch bezüglich der in der heiligen Schrift enthaltenen Lehren verschiedener Auffassung sein und vermögen jene Kraft des ihnen gegebenen Prüfungsrechtes verschiedentlich deuten; - sie dürfen demnach verschiedene Religionsgenossenschaften[Konfessionen] bilden – und bilden auch tatsächlich. Dies zieht indessen keine Spaltung der christlichen Kirche nach sich, wenn des Evangeliums höchstes Gesetz – die Liebe – bezüglich deren Jesus der Herr selbst sagt: „Daran werden die Menschen Euch erkennen, dass Ihr meine Schüler seid, wenn Ihr Euch gegenseitig liebet“ – von Jedermann gleichmässig zu Ehren gehalten wird. – Die Übung der Liebe selbst ist die christliche Religion; - das Allgemeinmachen derselben ist das sicherste Pfand für das Kommen des Gottesreiches.

6 [Zeremonien]

Die christliche Kirche vermag – obschon sie ein Seelen-Verein ist – alle äusseren Förmlichkeiten, welche in dieser Welt an das Leben geknüpft sind, nicht völlig entbehren. Die Unitarier glauben auch, dass in der christlichen Kirche selbst äussere – die Frömmigkeit nährende und hebende Zeremonien notwendig sind; - sie drücken ihr religiöses Gefühl auch in Zeremonien aus, - messen aber denselben an sich keine Wichtigkeit bei, - wenn der belebende Geist, das edle Streben, der echte Eifer, jenes – in den guten Taten immer und überall sich offenbarende fromme und gottgefällige Leben nicht vorhanden ist. – Hierauf zielen ja des Apostels Worte: „Der Glaube ohne guten Taten ist tot.“[Jak 2,17]

Wir sind der Meinung, dass die Zahl der Zeremonien ohne Grund nicht vermehret werden sollen; - weil es sonst leicht geschehen kann, dass sie des Menschen gesamte Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen, - wo doch diese bei allen Zeremonien stets auf höhere und heiligere Sachen gerichtet sein muss. – Insbesondere die Taufe und das Abendmahl des Herrn wird von den Unitariern auch in hohen Ehren gehalten – und teils als Zeichen äusserer Aufnahme in die christliche Kirche, teils als ein an Jesus des Herrn Tod erinnerndes heiliges Gastmahl freudigst ausgeübt; - obschon die Unitarier denselben keine Zauberkraft zumuten.

7 [Ewiges Leben]

Die Unitarier glauben endlich auch an die Unsterblichkeit der Seele und an des Geistes ewiges Leben, das sie gewöhnlich Auferstehung nennen; - sie glauben an ein künftiges Leben, in welchem die Guten belohnt und die Bösen bestraft werden; - oder wie der heilige Schriftsteller sagt: „Der Lohn ihrer Taten folget ihnen.“ [2Ko 5,10] – Dieser Glaube muss indess schon hier auf Erden seine Früchte dadurch bringen, dass wir unser ganzes Leben dem gemäss einrichten; - dieses wird seiner Bestimmung nur dann entsprechen, wenn wir durch dasselbe Gott, den Herrn, jetzt und in aller Ewigkeit lobpreisen.

Die vor angeführten sind die kardinalen Grundsätze des unitarischen Glaubenssystems, deren vereinigendes Band nicht in deren einzelnen Worten, sondern in ihrem Geiste gesucht werden muss; - denn betreff der Worte vermag sich jeder Mensch verschieden ausdrücken; ja an ein und
dasselbe Wort können die verschiedenen Menschen verschiedene andere und wieder andere Begriffe knüpfen. – Beweis hierfür jene Konfessionen und Glaubensformen – dann die Katechismen, welche zu verschiedenen Zeiten von verschiedenen Menschen geschrieben wurden. – Jesus, der Herr, hat ja schon gesagt, dass „der Buchstabe tötet, der Geist ist es, der belebt.“ [2Ko 3,6] Möglich ist es immerhin, dass auch des unitarischen Glaubens Religionssystem nur ein schwacher Schimmerstrahl der Wahrheit ist; - aber es mutet auch die unitarische Kirche sich selbst keine Unfehlbarkeit zu.

Wir halten es mit dem Apostel Paulus und meinen nicht, dass wir das Ziel bereits erreicht haben, oder dass wir vollkommen wären; - sondern bestreben uns auf der endlosen Laufbahn der Vervollkommnung von Tag zu Tag vorwärts zu gelangen. – Hierzu fordert uns auch Jesus, der Herr, auf – in dem er sagt: „Werdet vollkommen, wie Euer himmlischer Vater vollkommen ist.“ [Mt 5,48]


Verwendete Literatur:

  • Ferencz József: UNITÁRIUS KÁTÉ, 20. átdolgozott kiadás, Kolozsvár 1991
  • Unitarischer Katechismus, deutsche Version von R.Suter, Ziefen 2012
  • „Kleiner Unitarier-Spiegel“, deutsche Ausgabe, Wien 1879

Ins Deutsche übertragen von Remigius Suter

Unitarische Grundsätze (PDF)

Unitarischer Katechismus (PDF)