Ewigkeitssonntag
25.11.2019
Kürzlich im Pfarrbüro: eine Gruppe Angehöriger sitzt mit vor der Brust verschränkten Armen und grimmigen Minen vor mir. Von Trauer über die alte Mutter ist kaum etwas spürbar. Nur Abwehr: Abwehr gegen dieses ganze Zeremoniell, gegen Kirche, gegen mich als Pfarrperson.
Warum, so wage ich zu fragen, denn überhaupt eine christlich begleitete Trauerfeier erwünscht sei, wenn von Gott nicht die Rede sein soll? Die Antwort: das wenigsten hätte die Mutter doch zugut von der Kirche, wo sie doch ihr ganzes Leben lang Kirchensteuer gezahlt hätte.
Ich bin angefochten von dem, was mir da entgegenkommt, das kann ich nicht leugnen, bleibe aber zugewandt - mit Barth im Hinterkopf, der es dem Höchsten überlässt: „Es ist einem Christen aber erlaubt und geboten … unverzagt zu hoffen, d.h. … unbedingt damit zu rechnen, dass derselbe Heilige Geist, der unbegreiflicherweise mächtig genug war sein, des Christen eigenes finsteres Herz zu erleuchten, mit jenen anderen samt und sonders eines Tages vielleicht noch geringere Mühe als mit ihm haben möchte. Und weiter: unbedingt und nun entscheidend damit zu rechnen, dass der Tag des Kommens Christi … ganz bestimmt der Tag sein wird, da – nicht er, der Christ, aber der, den er als Christ erwartet, auch alle die anderen zu erreichen wissen wird, dass sie... seine Stimme hören werden.“
Melanie Pollmeier