Humor trotz(t) Spassgesellschaft
03.03.2019
Spätestens seit Max Webers Calvin-Fehldeutungen gelten Reformierte als echte Spassbremsen. Daran ändern auch die in dieser Jahreszeit üblichen Karnevalsanlässe nichts, die eigentlich das Highlight gelebter schweizerischer Ökumene bilden. Der «Karnevalshumor» ist für Karl Barth gerade ein Beispiel für «unechten […] Humor», weil er nur für einen Augenblick von den Mühsalen des Lebens ablenken soll. Theologisch geht es stattdessen um einen Humor im Angesicht des Ernsts der Lage: «Humor bedeutet […] ein gewisses letztes Nicht-Ernstnehmen der Gegenwart, nicht weil sie an sich nicht ernst genug wäre, aber weil die in die Gegenwart hineinreichende Zukunft Gottes noch ernster ist. Humor bedeutet eine grosse Einklammerung des Ernstes der Gegenwart.» (Ethik II, Zürich 1978, 445) Echter Humor macht sich über die eigene Ernsthaftigkeit lustig und gibt damit den Blick frei für die viel grössere Ernsthaftigkeit des sorgenden Gottes. Nicht wer zuletzt lacht, aber wer mit dem Schöpfer und Vollender des eigenen Lebens lachen kann, lacht am besten.
Frank Mathwig