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Frauen als Sündenböcke
Veranstaltungsreihe zum Thema Hexenverfolgung
44 Frauen und drei Kinder wurden in der Zeit zwischen 1554 und 1663 in Horn der Zauberei angeklagt. 24 wurden hingerichtet, zwei weitere starben an Folter. Die Opfer büßten für ein Frauenbild, das der Autor des Buches „Hexenhammer“, das als Legitimation der Hexenverfolgung diente, aus Bibeltexten ableitete. So wie aus dem Text des Predigers Salomo (Pred. Sal. 7, 23-29), in dem es heißt: „Und ich fand, bitterer als der Tod sei eine Frau…". Pfarrer Maik Fleck: „Aus dem biblischen Zeugnis, in dem Frauen und Männer gut oder böse sein können, war ein Lehrsatz geworden: Alle Frauen sind schlecht“. Frauen galten als leicht beeinflussbar – auch vom Teufel – und von ihren Begierden gesteuert. In einer Welt, in der einiges unerklärbar war und nach Ansicht vieler die „Hexerei“ zunahm, wurden die Frauen so zu Sündenböcken gemacht.
Die Bibel sei in diesem Zusammenhang am Ende des 16. Jahrhunderts nicht als eine Sammlung von Geschichten, sondern als eine Reihung von Lehrsätzen wahrgenommen worden. Wenn man das tue, gehe die Tendenz der Bibel zur Erlösung und zur Befreiung verloren, erklärte der Referent.
Er zeigte in einer genauen Analyse des Prediger-Textes, dass der keineswegs so eindeutig frauenfeindlich ist. „Ich will darauf aufmerksam machen, dass in der Auslegungsgeschichte vieles nicht übersetzbar war. Da sind Nuancen schlicht unter den Tisch gefallen“, sagte er und kommt zu dem Schluss: „Es dürfte klar sein, dass wir hier keinen Satz über Frauen vor uns haben. Es bleibt die Wahrnehmung dessen, was mit diesem Text gemacht worden ist.“
Am Ende seines Vortrags verlas Pfarrer Maik Fleck die Namen, der in Horn wegen Zauberei verfolgten und getöteten Frauen und Kinder.
Die rund 20 Teilnehmer in der anschließenden Diskussion waren sich einig, dass man für ähnliche Strukturen mit aktuellen „Sündenbockmotiven“ sensibel sein müsse.
Veranstalter der Reihe „Unzerstörbare Menschenwürde“ sind die Lippische Landeskirche, das Dekanat Bielefeld-Lippe, die evangelisch-methodistische Kirche Detmold, der Lippische Heimatbund e.V. und die Gleichstellungsstelle der Stadt Blomberg.
Der nächste Vortrag heißt: „Wider den Hexenwahn! – Ein Abend mit Friedrich Spee von Langenfeld“. Er findet am 22. Juni im Kloster Falkenhagen statt. Referent ist Dr. Gerrit Noltensmeier. Weitere Informationen: www.lippische-landeskirche.de
Pressemeldung der Lippischen Landeskirche, 3. Juni 2012