Das Moderamen des Reformierten Bundes ist bestürzt angesichts der eskalierenden Lage in der Ukraine. Europa droht in eine Situation zu geraten, in der ein Krieg in den Bereich des Möglichen rückt. Mit Schrecken beobachten wir die massive Aufrüstung an der russischen Westgrenze und die russische Aggression gegen einen souveränen Staat. Tief besorgt nehmen wir auch die Situation der Partnerkirchen und aller Menschen in der Ukraine und Russland wahr, die nun zum Spielball mächtiger Staaten und geopolitischer Interessen werden.
Wir vernehmen mit wachsendem Entsetzen in der öffentlichen Berichterstattung eine Radikalisierung der Terminologie, die der Komplexität der Weltlage nicht angemessen Rechnung trägt. Vielmehr fördert sie das Freund-Feind-Denken, propagiert den bewaffneten Konflikt als Handlungsoption und lässt so eine weitere Eskalation der im Osten der Ukraine längst zum Alltag gehörenden Kampfhandlungen unausweichlich erscheinen.
Wir befürchten, dass die Situation auch durch aktuelles politisches Handeln, insbesondere durch Waffenlieferungen an die Ukraine und die Entsendung von NATO-Kampftruppen an die europäischen Ostgrenzen, verschärft wird.
Im Zwischenruf des Moderamens „Die Welt, unsere Angst und der Gott des Friedens (2018)“ haben wir betont: „In Christus sind wir alle mit Gott und darum auch miteinander versöhnte Menschen, die sich nicht wie Unversöhnte meiden, bedrohen, abschrecken oder gar vernichten dürfen.“
Im Lichte unseres Zwischenrufs stellen wir erneut fest:
Angesagt ist keine eskalierende Konfrontation, sondern eine politische und militärische Deeskalation, die zum Ausgleich der Interessen und zu einer neuen Entspannungspolitik beiträgt.
Das Moderamen bittet die Menschen in den Gemeinden, ihrerseits Wege des gerechten Friedens zu beschreiten, Freund-Feind-Denken entgegenzuwirken und wachsam zu sein gegen alte Denkmuster und Stereotype.
Wir beten für den Erhalt des Friedens und die Einsicht bei allen Beteiligten, Wege zur Deeskalation zu suchen. Dabei denken wir an die Menschen in den betroffenen Regionen und in unseren Partnergemeinden in Osteuropa. Wir bitten die Gemeinden, sich unseren Gebeten anzuschließen – auch in allen Gottesdiensten.