Die Ausstellung ist an folgenden Terminen zu sehen:
11. Januar – 21. Februar: Dortmund, St. Marien
24. März – 7. Juni: Münster, Franz-Hitze-Haus u.a.
21. Juni – 23. August: Meschede, Kirchenzentrum
6. – 29. September: Minden, Innenstadtkirchen
Nähere Informationen: www.bild-und-bibel.de;
Ansprechpartner: Stephan Zeipelt, E-Mail: stephan.zeipelt@amd-westfalen.de
Jahrhundertelang stand die bildende Kunst ganz im Dienst der Religion. Die große Kunst des Mittelalters ist nur vor diesem Hintergrund zu verstehen. Die Kirche bestimmte, was Maler und Bildhauer schufen. Der Goldgrund verwies auf das Göttliche, die Figuren in den Domen erzählten als „Armenbibel“ dem Volk die Geschichten der Heiligen Schrift. Es war ein langer, vielschichtiger und wechselvoller Prozess, in dem sich Künstler schließlich von dieser Bindung emanzipierten. In der Kunst des 20. Jahrhunderts kommen biblische Themen immer wieder höchst unterschiedlich vor, etwa bei Emil Nolde, Ernst Barlach, Max Beckmann oder Marc Chagall, um nur einige zu nennen. Und heute? Wie ist das aktuelle Verhältnis zwischen Kunst und Kirche? Es ist nicht frei von gegenseitige Vorurteilen und auch negativen Erfahrungen. Auf der einen Seite steht die Befürchtung, Kunst könnte christlich vereinnahmt und so ihrer Freiheit beraubt werden. Die andere Seite wehrt sich gegen respektlose Provokationen und mangelnde Ehrfurcht vor dem Gottesdienstraum.
Der Herforder Pfarrer Johannes Beer pflegt seit vielen Jahren den Dialog mit Künstlern. Ihm geht es um eine „Begegnung auf Augenhöhe“. Zum Themenjahr „Bild und Bibel“ hat er zahlreiche Künstlerinnen und Künstler um ein Werk zur Bibel gebeten. So sind 124 Werke von 91 Malern, Grafikern, Bildhauern, Fotografen und Objektkünstlern zusammengekommen.
Die Vielfalt der Formen entspricht dem Selbstverständnis der einzelnen Künstlerpersönlichkeiten. Einige Werke haben unmittelbaren biblischen Bezug. Die Holzschnitte von Robert Hammerstiel illustrieren und interpretieren Geschichten des Neuen Testaments. Erdhaft-elementare, kräftige Figuren mit großen Händen zeigen: Hier ist Leben, greifbar, diesseitig. Andere Arbeiten nähern sich der Bibel wie in einer kühnen Vision. Das Schöpfungsbild der Koreanerin Mi-Kyung Lee begreift die Entstehung von Tag und Nacht, Himmel und Erde, Meer und Land als ein Ineinanderfließen von Brauntönen, die Nässe ist fühlbar, das dunkelbraune Feste hat unten seinen Ort, das Flüssige geht oben fast ins Weiß über. Manches deutet biblische Inhalte in strenger geometrischer Abstraktion (Walter Kreutzberg: „Stern von Bethlehem“), manches in Zitat und Collage (Matthias Klemm: „…nach Grünewald“). Ein Foto von Ute Friederike Schernau spielt augenzwinkernd mit dem Thema Sündenfall – mit Hilfe Adams, auf dessen Schultern sitzend, gelangt Eva an die verbotene Frucht.
Einige Werke bleiben ohne erkennbaren biblischen Bezug. Die Assoziation der Künstler weist mögliche Wege. In dem groben hölzernen „Buch“ von Ulrich Möckel sind feine Linien, die wie Zeichen einer geheimnisvollen Schrift wirken, mit Blattgold gefüllt. Dazu der Text nach Lukas: Jesus liest in der Synagoge aus dem Buch Jesaja. Seinem Objekt „Mare“, einem blauen Viereck aus Lapislazuli und Zellulose in einem weißen Holzrahmen, hat Helmut Dirnaicher einen Abschnitt aus dem Buch der Sprüche zugeordnet.
Die Ausstellung vereint Kleines und Großes, Auffälliges und Unscheinbares, widerborstige und gefällige Werke. Sie lässt etwas von den unendlichen Möglichkeiten ahnen, wie zeitgenössische Kunst die Themen der Bibel aufgreifen, illustrieren, mit ihnen spielen oder sich an ihnen reiben kann. Das zeichnet sie aus. Und macht sie sehenswert.
Bilder der Ausstellung zur Ansicht auf evangelisch-in-westfalen.de